Fledermäuse sind sehr soziale Tiere und leben die meiste Zeit des Jahres in sozialen Gemeinschaften. In der Gemeinschaft scheint es jedoch keine Rangordnung zu geben, daher sind aggressives Verhalten und Kämpfe innerhalb der Gemeinschaft selten. Stattdessen lassen sich soziale Gesten beobachten, wie beispielsweise das gegenseitige Belecken im Gesicht oder kommunikative Rufe, die für Menschen hörbar.

 

Im folgenden Text wird das Jahr beispielhaft für unsere heimischen Fledermäuse beschrieben, wobei dies auch für die meisten europäischen Arten gilt, die in einem ähnlichen Klima leben.

 

Herbst

Der Herbst ist für Fledermäuse die Zeit der Paarung. Als polygame Säugetiere kopuliert in der Regel ein Männchen mit mehreren Weibchen. Das Sperma wird jedoch nicht direkt zur Eizelle geleitet, sondern vom Weibchen eingelagert. Fledermäuse sind die einzigen bekannten Säugetiere, die das Sperma erst einlagern, um die Eizelle zu einem späteren Zeitpunkt zu befruchten. Nach der Paarungszeit suchen Fledermäuse Winterquartiere auf, in denen sie überwintern.

 

Winter

Fledermäuse überwintern im Winterschlaf in sogenannten Winterquartieren. Da es während der kalten Jahreszeit kaum nachtaktive Insekten gibt, sind der Winterschlaf und das damit einhergehende Herunterfahren der Körperfunktionen überlebenswichtig. Während des Winterschlafes sinkt die Körpertemperatur der Fledermaus auf die Umgebungstemperatur, der Stoffwechsel und die Atmung verlangsamen­ sich und das Herz schlägt nur noch 10-60mal pro Minute (im Sommer schlägt das Herz einer Fledermaus im Flug bis zu 1000mal pro Minute). Trotzdem müssen Fledermäuse während des Winterschlafs von Zeit zu Zeit aufwachen, um zu trinken und zu fressen. Da der Aufwachprozess sehr viel Energie kostet, wachen Fledermäuse normalerweise nur an warmen Winternächten auf. Auch dauert der Prozess bis zu einer Stunde, um Energie zu sparen. Sollten Fledermäuse in ihrem Winterquartier gestört werden und hierdurch plötzlich aufwachen, ist der Energieverbrauch so hoch, dass die Reserven meist nicht mehr für den Rest des Winters reichen.

Als Winterquartiere eignen sich meist unterirdische Höhlen, alte Bunker oder stillgelegte Eisenbahntunnel. Wichtig ist, dass die Temperaturen im niedrigen Plusbereich liegen und konstant über den Winter bleiben. Auch muss das Winterquartier eine hohe Luftfeuchtigkeit besitzen, da Fledermäuse aufgrund ihrer großen Flügeloberfläche schnell dehydrieren.

 

Frühling

Im Frühling erwachen Fledermäuse aus ihrem Winterschlaf und verlassen ihr Winterquartier. Männchen leben ab jetzt allein oder in Junggesellengruppen, während die Weibchen sich zusammenschließen.

Weibchen befruchten nun auch die reife Eizelle mit dem eingelagerten Sperma. In der Regel sind Fledermäuse 6-10Wochen trächtig, jedoch hängt dies stark von den Nahrungsbedingungen ab. Sollte bereits genug Nahrung, sprich Insekten, vorhanden sein, sucht das Weibchen sehr warme Wochenstube auf, um die Tragezeit zu verkürzen. Sollte das Nahrungsangebot jedoch noch schlecht sein, werden kühlere Wochenstuben aufgesucht, um die Tragezeit zu verlängern.

Sommerquartiere, auch Wochenstuben genannt, müssen generell warm und trocken sein. Dies sind auch die Fledermausnisthilfen oder Fledermauskästen, welche im Garten oder am Haus installiert werden können. Da die richtige Temperatur in der Wochenstube für Fledermäuse sehr wichtig ist, sollten mehrere Fledermauskästen an verschiedenen Standorten installiert werden. Mehr zu diesem Thema finden auf der Seite des Zweckverbands unter dem Thema Fledermäuse schützen.

 

Sommer

Fledermäuse gebären in der Regel nur ein Jungtier und dies auch nicht jedes Jahr. Daher dauert es lange, bis sich eine geschwächte Fledermauspopulation wieder erholt. Das Jungtier wird nackt geboren und kann seine Körpertemperatur nicht regulieren. Daher klammert es sich in den ersten Tagen permanent an die Mutter, die sogar mit dem Jungtier im Flug jagt. Jedoch entwickeln sich Fledermäuse sehr schnell und nach wenig Tagen haben die Jungtiere Fell und können die Körpertemperatur selbst regulieren. Ab da bleiben sie nachts in der Wochenstube und die Mütter bilden eine Art Baby-Sitter Initiative. Schon nach etwa 3Wochen sind die Jungtiere ausgewachsen und starten ihre ersten Flugversuche. Sie werden etwa 4 weitere Wochen von der Mutter gesäugt, bis sie alleine für sich sorgen können. Anderes als Vögel bringen Fledermäuse keine Nahrung zu ihren Jungtieren, sondern säugen sie bis zur Eigenständigkeit.

Nachdem sich die Jungtiere selbst versorgen können, verlassen die Mütter die Wochenstuben und paaren sich erneut.

Das Fledermaus-Jahr

Kategorien: Batnight 2018